Projekt 0

Der Jaguar und wie alles begann
Wissenswertes

Projektdaten

Start des Projekts: 04.11.2015
Marke: Jaguar XXX
Kosten: XXX€

Hajo’s Jaguar ist sozusagen das Urprojekt 00, das innerhalb von knappen 20 Monaten zur Gründung von car4twenty geführt hat. Die ganze Geschichte könnte ihr hier lesen.

Die erste Besichtigung!

Da stand dieses ehemals 80.000 Euro teure Luxusgefährt verlassen und ungeliebt auf diesem Hinterhof in Gelsenkirchen. Rechts von ihm stand ein runtergerockter Golf 3 mit abgerissener Stoßstange, links von ihm ein verblichener Ford Fiesta mit leichtem Frontschaden – ein absolut surreales Bild.

Über ein Jahr Standzeit hatte der quarzgraue Jaguar XJ aus der Modellreihe X 350 mit Erstzulassung 2006 bereits hinter sich und wir alle wissen: stehende Autos werden nicht besser. Er hatte in den ersten 9 Jahren seines Katzenlebens bessere Tage gesehen, hatte in dieser Zeit diverse Kampf- und Kratzspuren von sich getragen.

Doch im November 2015 fand der über 5 Meter lange Engländer endlich seinen neuen Besitzer. “Katzenflüsterer” Hajo suchte zu diesem Zeitpunkt ein komfortables Auto, das den unmöglichen Spagat beherrschen sollte: einerseits ein günstiger Diesel mit grüner Plakette für die täglichen Pendelfahrten nach Düsseldorf sein und andererseits einen komfortablen Reisewagen für die 670 Kilometer zur Schwiegerfamilie nach Berlin.

Der erste Rundgang ums Auto tat Hajo und Ute – damals noch Freundin, inzwischen Ehefrau, sie hatte die Jaguar-Idee überhaupt ins Spiel gebracht – sehr weh. Ein ärgerlicher Frontschaden vorn links. Ein langer tiefer Kratzer über beide Beifahrertüren. Eingebrannter, pechschwarzer Bremstaub auf rundrum vermackten Felgen. Der Lack auf dem Kofferraumdeckel, als hätte Katarina Witt Pirouetten darauf gedreht. Holme, Falze und Einstiege mit stinkendem Modder überzogen. Ein Streifschaden auf der Fahrerseite komplettierte das Bild. Was war diesem wunderschönen Auto Schlimmes widerfahren?

War er noch die ausgepreisten 8.300 Euro wert? Ja, er passte perfekt ins finanzielle Budget, doch wie viele Tausender waren noch zu investieren? Ein Fass ohne Boden?

Dann öffnete Hajo die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz. Er fuhr automatisch ein Stück zurück um den Einstieg zu erleichtern. Ein Hauch von Lederduft durchzog das Auto und Hajo meinte: “Der will leben!“

Die erste Probefahrt!

Es folgte eine 20-minütige Probefahrt. Der Motor sprang sofort an und fiel sofort in einen sonoren, diesel-typischen Rhythmus. Gott sei Dank.

Erst einmal die Scheibenwischer bestätigen, um die Frontscheibe zu reinigen. Das funktionierte, jedoch war der viel größere Schmierfilm auf der Innenseite zu finden. Wie lange war diese Scheibe nicht mehr gereinigt worden?
Stadtfahrt. Die Automatik schaltete widerwillig durch die Gänge – die lange Standzeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Der Bordcomputer ohne Funktion. Das Navigationssystem sprang an und aus – vermutlich ein Wackelkontakt. Der linke Außenspiegel klappte nicht mehr rein – das war zu verschmerzen. Doch 10 Minuten nach Beginn der Probefahrt die Meldung “Aufh gestört” – ein Problem mit der Luftaufhängung. Das konnte alles sein: die Stoßdämpfer selbst, der Kompressor im Kofferraum, einer der Radsensoren oder im übelsten Fall der Luftkompressor. Im besten Fall war nur ein Dichtungsring für 16 Euro zu tauschen.

Hajo rechnete im Kopf zusammen: Öl- und Filterwechsel in Eigenregie: 150 Euro. Reparatur des Bordcomputers: 500 Euro. Der Spiegel? Konnte man später machen. Das ruckelnde Getriebe? Da musste sich Hajo erst mal bei ZF in Dortmund schlau machen. Neue Reifen? Auf jeden Fall. Vielleicht ließ sich im Internet ein günstiger Satz Winterreifen finden!? Dann konnte man die schwarzen, vermackten Felgen über den Winter in aller Ruhe zum Felgendoktor bringen. Der Rest war Optik und Smartrepair. Nach der langen Zeit brauchte der Wagen halt eine große Portion Liebe.

Doch trotz seiner diversen Macken machte das Auto vor allem viel Spaß. Dieser Diesel fuhr sich druckvoll und gleichzeitig so elegant und das Luftfahrwerk bügelte jede Bodenunebenheit glatt. Dieses Auto passte zu Ute und Hajo – ein sparsamer Youngtimer, der letzte seiner Art im klassischen Jaguargewand. Doch Ute war sich plötzlich unsicher. War dieser Jaguar mit dem Restbudget von 1.700 Euro grob wieder zu richten? Hajo versuchte ihr die Scheu vor diesem Wagen zu nehmen, wusste er doch, dass man heute eine ausgedehnte Fehlersuche über das Internet durchführen konnte. Am Schluß war es reine Vertrauenssache. Dennoch erbaten sich die beiden eine Bedenkzeit von 14 Tagen. Der Händler versprach, den Jaguar solange zu reservieren.

To be continued…